Schmutzki Review zu „Mehr Rotz als Verstand“ | Die Band mit den roten Stickern gibt es immer noch. Auf ihrer dritten Platte „Mehr Rotz als Verstand“ – dieses Mal übrigens auf eigenem Label (!) – schreiben Schmutzki mit simplem Fun-Punk ihre Erfolgsgeschichte weiter. Da darf auch mal der Feuilleton-Schreiberling reinhören.
Es ist so leicht, im gehobenen Musik-Feuilleton unten durch zu sein. Ist man das einmal, wird es schwer bei all den 9-Minuten-Songs-liebenden Schreiberlingen wieder Respekt zu bekommen. Die Stuttgarter Herren von Schmutzki sind so eine Band. Konnte man im frühen Über-Hit „Hey du“ mit etwas Fantasie noch Ironie erkennen, war für den strikt hochqualitativen Musikjournalisten spätestens mit dem etwas einfallslosen zweiten Album und Titeln wie „Spackos forever“ und „Zeltplatz Baby“ Schicht im Schacht. Ja, Schmutzki singen nun mal übers Saufen, machen simplen Fun-Punk und verzichten auf wirre Texte, denen man sonst in der „gehobenen deutschen Musikwelt“ über den Weg läuft. Weil das Trio mit den roten Stickern das aber so gnadenlos durchzieht, muss man Schmutzki lieben. Auch auf ihrem dritten Album „Mehr Rotz als Verstand“, welches übrigens über das Band-eigene Label rauskommt (hierfür: Respekt!), machen die drei Stuttgarter von Beginn an kurzen Prozess. Wer die Platte mit „Sturmfrei, Party geil, alle Spackos kommt vorbei“ beginnt, will im schicken Feuilleton auch einfach nichts zu suchen haben. Dabei verpassen all die Nasenrümpfer vor allem in der ersten Hälfte eine echt abwechslungsreiche Scheibe. „Zu jung“ kommt unaufhaltsam aus der Garage gebrettert, während „Beste Bar der Stadt“ mit schönen Gitarren-Spritzern überzeugt – wie auch der flotte Titeltrack. In „Kalifornia“ packen die Schwaben die Akustikgitarre aus und bieten tatsächlich eine locker-flockige, leicht ironische Sommer-Nummer. „Mr. Dejot“ widmet sich hingegen den krachenden Gitarren und bittet auf die Tanzfläche, von der aus dann der im Titel besungene DJ angemotzt werden kann. Die zweite Hälfte der Platte bleibt leider mit seinen ordinären Punk-Nummern und dem Blondie-Maria-Verschnitt „Gut so“ im Schatten des unterhaltsamen Anfangs. Das können dann wirklich andere Bands besser. Dafür darf das musikalische Entertainment der ersten Songs durchaus abgefeiert werden. Hin und wieder zwängt sich ja jeder mal in einen Blockbuster zwischen all den Arthouse-Filmen. Ihr auch, liebe Feuilleton-Schreiberlinge. Oder?
Die Scheibe erscheint am 14.9.2018. Im Anschluss könnt ihr die Schmutzkis auch auf Tour sehen:
12.10.2018 DE – Leipzig – Conne Island
13.10.2018 DE – Frankfurt – Zoom
19.10.2018 DE – Hamburg – Übel und Gefährlich
20.10.2018 DE – Berlin – Festsaal Kreuzberg
26.10.2018 DE – Köln – Luxor
27.10.2018 DE – Bochum – Rotunde
02.11.2018 DE – München – Backstage
03.11.2018 AT – Wien – Chelsea
09.11.2018 CH – Zürich – Exil
10.11.2018 DE – Stuttgart – Universum / AUSVERKAUFT
01.12.2018 AT – Schladming – Skiopening Schladming +Die Toten Hosen
22.03.2019 DE – Stuttgart – LKA Longhorn / Zusatzshow